„Schwindel entsteht beim Betrachten der Arbeit vom Künstlerduo Hörner/Antlfinger: Das eigene Auge folgt einer Schaukel, die hoch in der Luft, knapp über dem Rand eines riesigen Kraters kreist, der Horizont schwankt, die Tiefe ist zu erahnen. Kreischen und Jauchzen begleiten die schwarz-weissen Videobilder. Die Schwindel erzeugende Karusselfahrt wird in einen Plexiglaskubus projiziert. Direkt vor dem Bild steckt ein eigenartiger Kunststoffturm auf einem Plattenspieler, der sich unermüdlich dreht. Der vermeintliche Turm verlängert sich bis unter das Gerät und entpuppt sich als eine Art Modell. Es ist das 3D-Modell des Bergwerks Asse II in Niedersachsen (D), in dem seit Ende der 60er Jahre die Einlagerung von Atommüll trotz der Warnung von Fachleuten großtechnisch erprobt wurde und dessen Dekontamination bis heute ungeklärt ist. Das Modell dreht sich im Kreis, den Schwindel verstärkend, angetrieben von einem Plattenspieler, einem Beogram 4000, der 1972 auf den Markt kam und damals ein fast unerschwingliches futu­ristisches Hochtechnologiegerät war. 1972 wurde auch mit dem Bau eines anderen techno­logischen Versprechens begonnen, dem der „sauberen effizienten Energie“, in Form des Kernkraftwerks „Schneller Brüter“ in Kalkar, Niederrhein. Das Werk ging nach gehäuften Sicherheitsrisiken aber nie ans Netz und wurde in den 1990er Jahren in einen Vergnügungs­park umgebaut, wo man nun im ehemaligen Kühlturm des KKW ein Ketten­karussel besteigen kann. Nähert man sich dem Installationsobjekt aus Modell, Videoprojek­tion und Plattenspieler beginnt eine Frauenstimme einen Traum zu erzählen. Er handelt von eigen­artigen Vogelpuppen-Wesen (schnellen Brütern), die aus der nahen Vergangenheit kommen, sich wie Parasiten in unsere Häuser einnisten und über Fernsehkanäle Unmengen von Elektrizität abzapfen, ohne dass wir merken, dass es unsere eigenen Ressourcen aufbraucht. Ute Hörner und Mathias Antlfinger spiegeln die einstige technologische Utopie als Alptraum der heutigen Spektakel­generation und hinterfragen den Wohlstandsgewinn auf seine unterbelichteten Kosten.“ Anke Hoffmann, Shedhalle, Zürich

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