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Installation view, Kunstraum Düsseldorf

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Ausschnitt aus dem Dialog […]

B: Die Abstufungen sind ja interessant, ausgehend vom Sozialismus, der die unbedingte Unterordnung des Individuums unter das Prinzip, unter die reine Lehre fordert bis hin zu Staaten im Staat, die geduldet werden, sagen wir mal Scientology oder so…

A: Oder der Vatikan.

B: Maharishi war da geschickt und hat sich überlegt, daß er die Konfessionen und Denkschemata gar nicht in Frage stellt, sondern sozusagen um einen wesentlichen fehlenden Punkt erweitert: du kannst Christ bleiben, du kannst Moslem bleiben und du kannst transzendental meditieren.

A: Vielleicht steckt dahinter, daß wirklich so ’ne Art von Assimilation stattfindet. Die Leute denken noch sie sind wer sie sind, dabei murmeln sie fundamental hinduistische Mantren vor sich hin, ohne zu wissen was sie bedeuteten. Und wenn die Sache so wirkt, wie sie wirken soll, dann wird sich deren ganzes Nervensystem, deren ganze Physiologie, einfach alles verändern. ”Welcome, you have been assimilated into the collective”.
Hat fast was von dieser Borg Geschichte – du tauchst ab in die Meditation und bist eins, wie SevenofNine bevor sie von Captain Janeway aus der Geborgenheit des BorgKollektivs befreit wurde….

B:  Das ist ja auch eine interessante Figur bei Star Trek, weil sie beide Seiten kennt. Sie ist als Kind unter Menschen aufgewachsen, irgendwelche Siedler, und wurde dann als Mädchen von den Borg entführt und assimiliert. Die Borg pflanzen sich nicht mehr genetisch fort. Sie haben erkannt, daß es viel rationeller ist, fertige Entitäten anderer Kulturen zu assimilieren.

A: Hmmm…

B:  Jedes Mitglied der Gemeinschaft, weiss was die anderen tun. Es gibt klare Regeln. SevenofNine, die ja letztendlich so ein Zwitterwesen ist, erinnert sich nach und nach an ihre Ursprungssozialisation, wo sie nach westlichen Werten erzogen wurde. Diese beiden Konzepte sind dann im Widerstreit. Sie entdeckt sozusagen den Individualismus wieder, will aber auch nicht vom Sozialismus, von dieser totalen Community ablassen, davon alle Probleme nur in Bezug auf den Organismus aller zu betrachten.

A: Es ist ja auch alles viel praktischer in ihrem Borg-Universum. Es gibt keine störende Individualität, keinen Ehren-Codex. Aber auch keine Rache, eigentlich auch nichts Böses. Es gibt nur den gemeinsamen Willen zu überleben und der ist stark und ist pragmatisch. (Pause)
In der letzten Folge, die hast du ja nicht gesehen, da hat sie sich ein neues Interface gebaut, um sich die gesammelten Daten der Voyager einzuverleiben. Und während sie sich das reintut, entdeckt sie, daß es da seltsame Übereinstimmungen, seltsame Zufälle gibt: Sternzeit 11 .18. 23., Captain Janeway tut das und das. Sternzeit 23 4 87, Captain Janeway entscheidet so und so. Die Verdichtung dieser im einzelnen harmlos erscheinenden Fakten, weckt in ihr den Verdacht einer Verschwörung. Sie informiert also die anderen Crewmitglieder davon – die wollen das erst nicht glauben, weil sie Janeway als integere und edle Persönlichkeit kennen, aber irgendwie werden sie dann doch unsicher….

B:  Interessant ist ja, daß SevenofNine von Logik getrieben wird. Und diese Logik ergibt sich aus ihrem So Sein als Wesen, das immer in einer Gemeinschaft gelebt hat, die auf Gleichsinn basiert. Es gibt einen übergeordneten Auftrag, ich sag mal das Erhalten der eigenen Spezies, dadurch lassen sich einfachste Regeln ableiten. Ihre Logik ist ja schon fast so ne Maschinenlogik. Das ist jetzt nicht die überlegene Logik eines schlauen Politikers oder Philosophen, wie das vielleicht bei den Vulkaniern der Fall ist. Die Vulkanier leben in einem patriarchalischen System, in dem das Wissen weitergegeben wird, übertragen vom Vater auf den Sohn, streng ritualisiert, eine Art Hohe-Priesterschaft. (Pause)
Natürlich ist Star Trek nicht neutral. Dieses amerikanische, diese Überlegenheit des Individuums, das auf der einen Seite schon vernünftig abwägen will, aber letztendlich intuitiv handeln muß…

A: Hmmm…

B:  …das siegt ja immer. Die Vulkanier sind natürlich logisch überlegen, und die Borg haben vielleicht die überlegene soziale Kompetenz. Trotzdem siegt immer wieder die individuelle Entscheidung. Der Betrachter wird erzogen zu sagen: vertraue dir selbst, nicht den anderen.

A: Hör auf deine Gefühle!

B:  Hör auf deine Gefühle! Und hör auf deine Machtbefürfnisse. Setz dich durch, sei edel, aber im entscheidenden Moment, mußt du auch mal das Schwein sein können.

A: Nur wenn du zum äußersten genötigt wirst, wenn es ums Überleben geht. Das ist ja der einzige zulässige Grund aus dem die Besatzung der Voyager zurückschlägt, oder um Schwächere zu verteidigen…

B:  Jaja, genau.

A: Hör-auf-deine-Gefühle und sei du selbst. Als wäre dem Menschlichen grundsätzlich das Gute implementiert. Wenn man das Menschliche so sein läßt, wie es ist, dann ist es gut. Auch die, die böse sind, sind es nur deshalb, weil sie schlechte Erfahrungen gemacht haben.

B:  Jaja, das geht schon über den allgemeinen Standard hinaus. Und SevenofNine ist ein herausgeschnittenes Stück aus dem Bösen, aus dem Sozialismus, aus einem unerbittlichen System, das zwar das Gute will aber letztendlich alle Menschen knechtet und zu Ameisen im Ameisenstaat macht. Dabei sind für die Wissenschaft Ameisen und Termiten faszinierende Gemeinschaften, wo man gar nicht so weiß, was die umtreibt…

A: Wie in diesem einen Film, wie heißt der nochmal? wo die Termiten die Forscher…

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