Visiting Octopus
2019 Installation, Leuchtkästen
Aufzeichnungen und Transkripte, Sound
(ongoing project)
Aquazoo, Düsseldorf (2019)
Sea Life, Königswinter, Germany (2019)
Océanopolis Brest, France (2019)
Sea Life, Melbourne, Australia (2020)
“Why look at Animals?“ fragte John Berger in seinem berühmten Essay von 1977, in dem er die Entfremdung zwischen Menschen und Tieren in der Kultur des Kapitalismus analysierte. Seine Kritik am Zoo als einem Ort, an dem nicht-menschliche Tiere auf Schauobjekte reduziert werden, wird auch heute noch gelesen und geteilt. Interessanterweise waren Aquarien lange Zeit von dieser Kritik ausgenommen. Bereits die frühen Aquarianer kritisierten Zoos als Gefängnisse, waren aber gleichzeitig davon überzeugt, dass das Aquarium etwas völlig anders sei – nämlich ein Teil des Meeres.
Eine zentrale Rolle für die Wirkmacht dieses Narrativs spielt das Glas und seine illusionistischen Eigenschaften. „Indem das gläserne Medium einen Schnitt durch den Wasserraum präsentierte, setzte (…) es eine ’eye-to-eye’ Perspektive ins Werk, ’where a human observer sees marine life from within – that is, as if he were underwater with the creatures depicted, and therefore watching them at their own level’.“ (Mareike Vennen, Das Aquarium, 2018)
In unserem Beitrag zu OktoLab nehmen wir Kontakt zu individuellen Oktopussen auf, die in von Menschen gestalteten und kontrollierten Umgebungen – sprich in Aquarien leben. Im Sinne einer Multi-Species Ethnography zeichnen wir zwei miteinander verwobene Erzählungen auf. Zum einen unsere eigene Wahrnehmung der Situation, der unterschiedlichen Akteur*innen, wie z.B. das zuvor genannte Glas, die Architektur, die Besucher*innen, was auch Überlegungen darüber mit einschließt, wie die Oktopusse selbst das Aquarium wahrnehmen. Zum anderen versuchen wir einen Perspektivwechsel, in dem wir die Welt durch die Augen der Oktopusse sehen. Dafür experimentieren wir mit Erkenntnismethoden, die Verbundenheit erzeugen; insbesondere arbeiten wir mit mentalen Techniken der Einfühlung wie sie z.B. Schamanen oder Tierkommunikatoren verwenden.
Während klassische Aquarien-Displays Informationen über die geografische Herkunft der Tiere, die Eigenschaften der Spezies und schließlich die Tiere selbst präsentieren, stellen die Displays in unserer Arbeit unsere Annäherung an die tierlichen Subjekte dar. Von der Planung des Besuchs, über die Beschreibung unserer Wahrnehmung vor Ort, bis hin zum empathischen Eintauchen in Körper und Geist eines individuellen Oktopus.
Visiting Octopus wurde erstmals gezeigt in der Ausstellung
OktoLab19: Gallery of Octopus Aesthetics
Plimsoll Gallery Hobart, Tasmania
Kuratorisches Team: Heike Ander, Anne Hölck, Toby Juliff,
André Krebber, Maike Riedinger and Yvette Watt
Übersetzung:Tom Ashforth
Photos Installation Views: Rémi Chauvin, Pascal Dreier
Geförderd von:
ifa-Institut für Auslandsbeziehungen
Australia Council for the Arts
University of Tasmania
Tasmanian Government Minister for the Arts