König*Innen
Zweiteilige Installation
Ameisen-Skulptur, 2022
Zwei Stränge mit Kammern, 8,3 m und 6 m lang,
Aluminiumguss patiniert
Termitenhügel im Aussenraum (Realisierung in 2024)
Nichtmenschliche Tiere lernen, geben ihr Wissen weiter, organisieren sich in Gemeinschaften. Vieles davon wird in ihrer Architektur sichtbar – zahlreiche Vögel, Säugetiere und Fische bauen komplexe Nester und Behausungen. Besonders faszinierend sind die Bauten staatenbildender Insekten wie Ameisen und Termiten. Die zweiteilige Installation „König*Innen“ stellt ihre Architekturen einem neuen Schulgebäude zu Seite. Nicht als Gegen-, sondern als einen parallelen Entwurf, mit dem wir die Geschichte von Menschen und Tieren als eine gemeinsame erzählen – als eine, in der wir voneinander lernen können.
Ein Termitenhügel in München? Sind die Termiten auf dem Vormarsch?
Als invasive Art über Holzimporte eingeschifft, haben sich Termiten in Europa schon in einigen Regionen Frankreichs verbreitet, sie sind wie Menschen äußerst anpassungsfähig. Außerhalb ihres ursprünglichen Lebensraums gelten sie wegen ihres Holzkonsums als Schädlinge. In der freien Natur ernähren sich Termiten von totem Holz, das sie auf diese Weise in den Kreislauf der Natur zurückführen. Als soziale Insekten faszinieren Termiten wie Ameisen durch ihre spektakulären Bauwerke, die im Kollektiv entstehen, Temperatur ausgleichend gebaut sind und Jahrtausende überdauern können.
Das Bild – Hügel und Gänge, Außen und Innen
Vor der neuen Schule ragt weithin sichtbar ein riesiger Termitenhügel auf – ein Insektenstaat scheint hier sein Territorium zu behaupten. Sein unvermitteltes Auftauchen in dieser für ihn fremden Umgebung, ist überraschend, fast so als wäre er gerade angeflogen gekommen, wie ein unbekanntes Raumschiff. Aus der Nähe ist der organische Aufbau der massiven Form zu erkennen. Was sich unter der changierenden Oberfläche abspielt, wird nur angedeutet. Die innere Struktur bleibt im Verborgenen. Im Inneren des Schulgebäudes treffen wir auf die Umkehrung dieser Idee: Die verborgene Struktur eines unterirdischen Ameisenbaus wird als Skulptur ans Tageslicht geführt. Im zentralen Treppenhaus hängen die filigranen Gänge mit ihren angrenzenden Kammern in zwei Hauptsträngen von der Decke. Der Treppenraum kann als ein imaginäres unterirdisches Ameisenreich erlebt werden. Wer die zentrale Treppe im Atrium hinauf- oder hinabsteigt, bewegt sich entlang der Ameisengänge. Die körperliche/räumliche Erfahrung beider Objekte stellt eine emotionale Verbindung her, in der Architektur als Lebens-, Lern- und Erfahrungsraum die zentrale Rolle spielt.
Formprinzipien – Aufbauen und Abtragen / Turm und Bergwerk
Die beiden an Termitenhügel und Ameisenbau angelehnten skulpturalen Elemente stehen auch für zwei grundsätzliche Arten des Formschaffens, die in Tier-Architekturen ablesbar sind und erfahrbar gemacht werden können: für das Aufbauen/Konstruieren und das Abbauen/Graben. Die Installation „König*Innen“ richtet sich an die Neugier, Phantasie und Vorstellungskraft der Kinder, den Wunsch etwas zu entdecken – Zusammenhänge: plastische, ökologische, politische und gesellschaftliche.
QUIVID Kunst-am-Bau-Programm der Landeshauptstadt München
Grundschule Senftenauerstraße
Architekten: Schulz und Schulz, Leipzig
Giesserei Ameisen-Skulptur: Skulpturmanufaktur Rohr, Niefern
Assistenz Modellbau: Jiha Jeon