Dollhouse for Dinosaurs
2021 Architektur-Modell, Äste, Bücher, Fotografien, Stoff, Holz, Stahl, Sound, Legende zur Herkunft der Materialien, 240 × 175 × 116 cm
Lange bevor Menschen die Bühne der Welt betraten, sangen und tanzten schon die Vögel, bauten ihre Nester und zogen ihre Jungen groß. Vögel sind nicht nur die Nachfahren der Dinosaurier, sie sind die Überlebenden der Dinosaurier.1
Wir leben seit mehr als 20 Jahren mit Papageien zusammen, was lang oder kurz erscheinen mag, je nach dem welchen Standpunkt wir einnehmen. Für diese Arbeit haben wir ihnen ein Modell unserer gemeinsamen Wohnung zur Verfügung gestellt. An ihm manifestiert sich der Einbruch einer avianen Ästhetik in menschliche Idealvorstellungen vom Wohnen. Spuren des Schaffens der Vögel finden sich an Fenstern, Türen und sogar an Wänden. Zerfetzte Zeitschriften, Korkbrösel, Holzsplitter, die den Boden übersäen, zeugen von der Kraft ihrer Schnäbel und ihrer Lust das zu Formen, was wir bereits für geformt hielten. Ein Audioaufnahme im Inneren des Modells lässt erahnen, mit welcher Kraft und Ausdauer unsere Gefährt*innen gegen rechteckige Räume vorgehen; Räume, die auch ganz anders aussehen könnten – fragiler, durchlässiger und im besten Sinne unsicherer, wie es Gordon Matta Clark forderte.
Die Materialien, die in Dollhouse for Dinosaurs verwendet werden, stammen zum größten Teil aus unserer gemeinsamen Wohnung. Von Resten des Parkettbodens, den wir beim Einzug zurückgelegt haben, über Kacheln und Fliesen, Fotografien aus unserem gemeinsamen Alltag, bis hin zu Substanzen, die aus unseren Körpern stammen. Eine Karte mit Legende gibt Auskunft über Herkunft, Status und Bedeutung der Objekte, die auf und unter dem Parkett ruhen.
1 vergleiche Bernhard Kegel, Ausgestorben um zu bleiben, Dinosaurier und ihre Nachfahren, Dumont, 2018