Factory ≠ Farm
Angelegt als Rechercheprojekt im Oldenburger Umland, untersuchte die Ausstellung Discrete Farms im Edith-Russ Haus für Medienkunst das Verhältnis zwischen Menschen und Tieren im Computerzeitalter. Damit geriet ein umsatz- und lobbystarker niedersächsischer Wirtschaftszweig in den Fokus.
Im Zentrum den Werkkomplexes Factory≠Farm steht Bauer Kyber Opsroom, ein Kontrollraum, der einen vollautomatisierten, programmierbaren Bauernhof prototypisch darstellt. Die Installation verbindet industrielle Technologien aus Massentierhaltungsanlagen mit dem romantisierten Bild eines traditionellen Bauernhofes. Der Bauernschrank, der mit Icons aus einer Steuerungsoftware der Tierindustrie bemalt ist, offenbart den technischen Widerspruch.
Über eine Kontrolleinheit, die an sechs Monitore angeschlossen ist, wird eine Computersimulation einer Mastanlage gezeigt, in der 50.000 Hühner innerhalb von 30 Tagen gemästet werden. Die Grafiken orientieren sich an gängiger Steuerungssoftware, visualisieren jedoch auch die „Wetware“ im Stall: 50.000 Hühner in Form von Dreiecken bewegen sich zwischen Futternäpfen und Wasserlinien, während Statusanzeigen ihre Gesundheit, Gewicht und Hunger zeigen. Rote Dreiecke kennzeichnen Tiere, die vor dem Ende des Zyklus „verendet“ sind. Am Ende des Zyklus werden die Dreiecke systematisch gelöscht, und der Stall wird wieder mit neuen Dreiecken gefüllt, die den nächsten Zyklus beginnen.
2012 Bemalter Bauernschrank, Bauernmöbel, Computersteuereinheit und Monitore, Echtzeit-Simulation einer Hähnchenmastanlage, Video: Hasen, sich ein Bild machen – Etwas zu Ende denken.