Tales of a Parrot, Rereading the Tooti Nameh
Das „Tooti Nameh“, oder „Tales of a Parrot“ ist eine Sammlung von Geschichten indischen Ursprungs, die im 14. Jahrhundert in Persien niedergeschrieben wurden. Im späten 16. Jahrhundert gab der Moghul Kaiser Akbar eine illustrierte Fassung des Werks mit 250 Miniaturbildern in Auftrag. Die Moral der Geschichten, die sich vorrangig auf die Kontrolle von Frauen richtete, war für ihn, als Besitzer eines beachtlichen Harems von großem Interesse. Der Haupterzähler ist ein Papagei, der den Auftrag hat, auf die Frau seines Besitzers, eines reisenden Kaufmanns aufzupassen. Seine List – ihr Abend für Abend fesselnde Geschichten zu erzählen – bewahrt sie davor einen Liebhaber aufzusuchen und rettet sein Leben.
Der Haupterzähler des Tooti Nameh ist ein Papagei, dessen Aufgabe es ist seinen Besitzer, einen reichen Kaufmann namens Miemun, in geschäftlichen Dingen zu beraten. Während einer längeren Geschäftsreise, überlässt er seine Frau Kohjasta der Obhut des Papageien und einer Mynah (ein weiblicher Vogel, der dem Papagei Gesellschaft leisten soll) und weist sie an nichts zu unternehmen ohne zuvor die Vögel um Rat zu fragen. Als die Frau den weiblichen Vogel erwürgt, weil er ihr davon abrät einen Liebhaber zu treffen, entwickelt der männliche Papagei aus Angst davor, dass ihn das gleiche Schicksal treffen könnte, eine indirekte Methode sie vom Ehebruch abzuhalten. Nacht für Nacht erzählt er ihr Geschichten bis der Morgen graut und es zu spät ist den Liebhaber aufzusuchen. Als der Kaufmann nach 52 Nächten nach Hause kommt, berichtet ihm der Papagei alles was geschehen ist und die Frau wird mit dem Tode bestraft.
In „Rereading the Tooti Nameh“ werden die „Tales of a Parrot“ einem modernen Papagei vorgelesen. Sein Name ist Karl. Er wurde vermutlich Ende der 60er – Anfang der 70er Jahre im Kongo geboren, als junges Tier gefangen, nach Europa verkauft, lebte mit einem oder mehreren Besitzer_innen und wurde schließlich im Alter von ca. 50 Jahren in einem Tierheim abgegeben, von wo aus er zu uns kam. An einem Sommernachmittag lasen wir ihm aus dem „Tooti Nameh“ vor, neugierig darauf, wie er die Erzählungen eines Artgenossen aus dem 14. Jahrhundert aufnehmen würde.
2015 Video Installation
Video, HD, 20:00 min, Farbe, Sound
Antiquarisches Buch in Schauvitrine