Karl’s Islands
2019 Installation, Steppdecke/Quilt aus Samt, 210×270 cm, Fotografie, verwitterter Ast, Sound
„[…] life is a product of putrefaction, and it depends on both death and the dungheap“
Georges Batailles, Death, Bataille Reader
Karl’s Islands ist eine Hommage an unseren Gefährten Karl, der 2018 im Alter von etwa 60 Jahren starb. Vor ein paar Jahren hatten wir eine Serie von Fotos von seinen morgendlichen „Manifestationen“ gemacht, die er uns mit großer Emphase zu präsentieren pflegte.Die Konstellationen, die sich in seinem Kot widerspiegelten und die unterschiedlichen Substanzen, aus denen sie sich zusammensetzen, hatten uns schon lange fasziniert. Manche sahen aus wie komplizierte Zeichen oder Symbole – vielleicht könnte eine Schamanin die Zukunft aus ihnen lesen? Andere erinnerten an ferne, mit Nebeln bedeckte Landschaften aus der Vogelperspektive. Wir hatten den Eindruck, dass auch Karl diese Erscheinungen für bedeutsam hielt und wollte, dass wir sie uns anschauen. Gut verdauen zu können ist wichtig, besonders für ein älteres Lebewesen, geht es doch um die Ökologie des eigenen Körpers. Wir stellten die einzelnen Objekte photographisch frei und legten sie auf einen grünen Grund – der Farbe, die in der mittelalterlichen Vorstellung dem Gefühl der Liebe zugeordnet ist. Dann ließen wir sie auf Samt drucken, einem der kostbarsten Stoffe dieser Zeit und fügten sie zu einer prächtigen Steppdecke zusammen.
In der Installation ist die Steppdecke wie ein prächtiger Mantel auf dem Boden ausgebreitet. Darunter sind die Umrisse einer schlafenden oder träumenden menschlichen Figur zu erkennen. Auf einer Seite wird die Steppdecke angehoben – als ob jemand oder etwas hinein- oder herausgelassen würde. Aus dem Lautsprecher kommt ein leises, raschelndes Geräusch – es entsteht, wenn Papageien (oftmals vor dem Schlafen gehen) ihre beiden Schnabelhälften aneinander reiben. Es handelt sich um ein Komfortgeräusch, ähnlich dem Schnurren einer Katze.
Photos Installation Views: Pascal Marcel Dreier